Der Wahlsieg des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump am 8. November 2016 brachte die „Alternative Right“ oder kurz Alt-Right, die außerparlamentarische intellektuelle Rechte in den USA, schlagartig ins Rampenlicht der Weltöffentlichkeit. Den aus Sicht der internationalen liberalen Medienlandschaft passenden Skandal dazu lieferte nur wenige Tage später eine triumphale Konferenz der kleinen Denkfabrik National Policy Institute (NPI) unter Federführung eines gewissen Richard Spencer – »hip und zugänglich«, so beurteilte ihn seinerzeit die deutsche Zeit. In Erinnerung blieb jedoch vor allem eines: »Hail Trump! Hail our people! Hail victory!«, diese Worte zusammen mit den Fernsehbildern des darauf sehr eigentümlich reagierenden Publikums sollten fortan das öffentliche Bild der Alt-Right bis weit über die USA hinaus prägen.
Schließlich tat die völlig eskalierte Demonstration für den Erhalt eines Reiterstandbilds des Südstaatengenerals Robert E. Lee in Charlottesville, Virginia am 12. August 2017 das Übrige. Unter dem Motto “Unite the Right”, “Vereint die Rechte”, neben vielen anderen als Redner geladen: Richard Spencer, der bis zum heutigen Tag – noch vier Jahre danach – wegen seiner angeblichen Rolle als Aufhetzer bei den gewalttätigen Ausschreitungen mit Prozessen überzogen wird.
Spencers eigene Ansichten hierzu sind im deutschsprachigen Raum bislang nicht angemessen thematisiert worden. Demgegenüber habe ich Ende Mai 2018 im Auftrag des Magazins COMPACT ein viereinhalbstündiges Interview mit Richard Spencer geführt. Darin kamen natürlich »Hail Trump« und Charlottesville zur Sprache, doch darüber hinaus noch viel mehr.

»So funktioniert Geschichte nicht!«
Richard Spencer im Gespräch über Politik, Kultur und eine alternative Rechte
152 Seiten, 2021.
ISBN 979-8-4832-7704-0
broschiert: 15,20 Euro
Kindle: 7,99 Euro
COMPACT hat damals aus Platzgründen lediglich ein Zehntel des Gesamtgesprächs veröffentlicht. Somit liegt dieses Interview hiermit erstmals im Volltext vor, selbstverständlich mit umfassendem Anmerkungsapparat. Ich habe es ergänzt um autorisierte Übersetzungen zweier zentraler Reden Spencers auf NPI-Veranstaltungen: „Politische Theologie“ von 2015 und „Lang lebe der Imperator!“ – den berüchtigten Abschlußvortrag genau der inkriminierten NPI-Konferenz im November 2016.
Stimmen zu Richard Spencer im Gespräch
Wie groß [Richard Spencers] Einfluß ist, kann man als Außenstehender kaum beurteilen. Daher ist Nils Wegner genau der Richtige für dieses längere Interview. Wegner ist wohl der derzeit beste Experte zum Thema der amerikanischen Rechten und versteht es, die richtigen Fragen zu stellen. […] Besonders hilfreich ist auch der umfassende Apparat mit 122 ergiebigen Anmerkungen, die sehr zum Verständnis beitragen und die hervorragende Fachkenntnis von Wegner beweist. Wer wissen will, wie ein amerikanischer Rechter der “AltRight” denkt, wer etwas über “Charlottesville” und “Hailgate” erfahren will, sollte dieses Buch unbedingt lesen. Wegener hat hier eine gewohnt gute Arbeit abgeliefert.
Amazon-Rezension von “Carl Schmidt”, 6. Dezember 2021.
Die Interviewform wirkt dabei auflockernd und unterhaltsam, es handelt sich mehr um ein interessantes Gespräch als eines der üblicherweise hölzernen Interviews. […] Besonders wertvoll ist der Anmerkungsapparat zu den Texten, in dem Wegner sachkundig und informativ in jeweiligen Happen die Geschichte der amerikanischen Alternativen Rechten erzählt, ein spannendes Mosaik, das viele Wissenslücken auf unserer Seite des Teiches schließt.
o.A.: »„So funktioniert Geschichte nicht!“«, tagesstimme.com v. 2. Januar 2022.
Wenn die Republikaner heute zwischen Trump und dessen Wiedergänger DeSantis für 2024 wählen müssen, kann eine Besinnung auf die damaligen Verhältnisse [zwischen 2015 und 2017] nicht schaden. Auch viele weitere im Buch diskutierte Themen – Identitätspolitik, Medienmanipulation, skrupellose Eliten, innen- und außenpolitische Zukunftsfähigkeit der USA, politische Repressionen – werden noch lange ungebrochen aktuell bleiben.
Julian Lang: »Stimme aus der Kampfzeit«; in: Abendland IV/2022, S. 53.