2019 endet, und wir ersaufen mal wieder im Meta. Oder doch nicht? Der ganz unpopuläre Standpunkt kommt jedenfalls zum Schluß. Ihr braucht ja was für den Winter.
Zum Geleit
Im Grunde ist längst alles auf den Punkt gebracht, und zwar schon vor geraumer Zeit:
The year is 20XX , all culture has been reduced down to a cocktail of mental viruses.
Lassen wir das ganz große Getöse einfach mal beiseite. Tatsächlich gäbe es da auch gar nicht viel zu berichten – 2019 kann als ein Abziehbild für die »ewige Gegenwart« gelten. (Die habe ich vor über drei Jahren in einem mehr oder weniger konspirativen Vortrag in Jena zum ersten Mal umrissen. Ein erstes – und bis heute anhaltendes – Eintauchen in die Metamoderne, wenn man so will.)
Selbst die gewohnten Leidmedien wissen kaum, worauf sie in 2019 zurückblicken sollen. Das kommt nicht von ungefähr. Obgleich geopolitisch und vor allem technologisch ein ungeahntes Zeitalter des Übergangs anstünde, leben wir doch in Erstarrung. Vielleicht schon seit 2001 spielt sich immer nur das gleiche Spiel mit wechselnden Darstellern ab. Politische Kulissenschieberei, ein paar Wahlen, ein paar Terroranschläge. “Ibiza”, 70 Jahre Grundgesetz, Ursula von der Leyen. Was haben wir gelacht. Baudrillard und Virilio gefällt das nicht, und mir auch nicht. Daß ich zu Jahresbeginn das Rauchen aufgegeben habe, ist mir tausendmal wichtiger als irgendwelche Schmierenkomödien.
2019: Halali!
Halten wir es also kurz und bündig. Im kommenden Jahr werden – je nach Gemengelage – zwischen vier und sechs Bücher unter meiner Beteiligung veröffentlicht werden. Allerdings voraussichtlich nicht jedes davon mit meinem Namen auf dem Umschlag. Sie verstehen schon. Die Bitte um Teilnahme an einem Sammelband nach dem Motto “Wie ich dieses und jenes Buch las und wie ich mich dabei gefühlt habe” hingegen habe ich just am Tag vor Heiligabend abgelehnt, weil solche Oberlehrerprojekte fürchterlich peinlich sind.
Den Anfang sollte eigentlich recht bald meine Übersetzung von Jack Donovans A More Complete Beast machen. Das war eine sehr kurzweilige, erfreuliche und inspirierende Arbeit. Wie ich bereits in meinen »Überlegungen zu einer postmodernen Rechten« in Sezession 92 angemerkt habe, ist Donovans Triptychon der Mannbarkeit damit abgeschlossen – und zwar sehr sinnvoll abgeschlossen. Es freut mich, daß ich meinen kleinen Teil dazu beitragen konnte, durch
- das Lektorat und vor allem die Ordnung des heillos chaotischen Übersetzungsmanuskripts von Der Weg der Männer,
- den Hinweis auf den Ursprung des für das Verständnis desselben essentiellen Zitats »Was ist das Beste im Leben?«, das in der ersten Manuskriptfassung nicht nur nicht erklärt, sondern auch falsch übertragen war,
- meine eigene Übersetzung und Annotierung von Nur Barbaren können sich verteidigen (abgesehen vom extrem knirschigen deutschen Titel, versteht sich),
- die Übersetzung von Donovans Klassiker »Violence is Golden« für die Sezession 76, wobei ich auch hier wieder vom Titel Abstand nehme, sowie seines Vortrags in Schnellroda für den zugehörigen YouTube-Kanal (wobei die Einarbeitung der Untertitel in das Video ungefähr das Mühsamste war, womit ich mich seit meinem Studentenjob im Hamburgischen Staatsarchiv herumplagen mußte…),
- zuletzt nun eben die Anbahnung und Durchführung der Übersetzung von A More Complete Beast.
Letztere liegt jedenfalls schon seit Mitte September 2019 fertig vor, und ich bin gespannt, wann der Verlag sich endlich dazu herablassen wird, das kleine, aber feine Werk der Allgemeinheit zugänglich zu machen. Als nächste Übersetzungsarbeit steht dann schon ein sehr kontroverses, jahresaktuelles Buch in den Startlöchern. Zu hoffen ist, damit endlich die lästigen “Omninationalisten” abzustellen.
Das wird (mal wieder) etlichen Zeitgenossen nicht schmecken. Aufgrund sowohl des Autors als auch des Werkszusammenhangs. Was der jeweilige Verlag davon hält, weiß ich nicht. Zumindest mir ist es aber (mal wieder) egal. Wie hieß es bei einem dieser legasthenischen “Szene”-Nachwuchs-“Alternativjournalisten” beim Gründeln nach Reaktionen? »Gegen die Verwegnerung der Neuen Rechten«? Nun, Schnitzeljunge und seine Spielkameraden können sie zum allergrößten Teil gerne haben. Zumindest all die schlechten Meme à la “Ethnopluralismus” und “Metapolitik”.
Wer dieses ganze spätkapitalistisch-hyperreale Schattenboxen Familiengründung und -leben vorzieht und daraus auch noch eine “heroische” Pose konstruiert, sollte ohnehin aussterben. Das ist schon in Ordnung so, auch (polit-)evolutionär. Immerhin kann es bei dem ganzen lächerlichen Rummel mittlerweile nur noch um das eigene Fortbestehen gehen, um Resilienz der kleinsten Einheiten. Also, Schluß mit dem traurigen Reformismus-Aktionismus. Hört einfach auf, uns alle zum Gespött zu machen.