2020 – das Jahr der Implosionen

2020 in einer Nußschale
Lesedauer: 9 Minuten

2020 hat vor allem anderen gezeigt, daß unsere ganze Sicht auf die Welt von einem (oft uneingestandenen) Glauben an den Status quo bestimmt wird. Leider gerade auf der Rechten. Und wo ist nun all das revolutionäre Potential?

Zum Geleit

Das bleibt dahin, denn wie es bei “Parallax Optics” jüngst so treffend (ebenso als präzise Beschreibung wie als Tiefschlag) hieß:

It’s possible to conceive Modernity as a project to construct an ant hive out of atomised chimps […].

Parallaxoptics: »On Insectisation«, parallaxoptics.com vom 30. Dezember 2020.

Daraus folgt, daß wir als “Dissidenten” uns nicht damit begnügen dürfen, nur an tagespolitischen Kulissenschiebereien herumzukritteln. Natürlich hört die Anti-Merkel-Fraktion das nicht gern, aber wer möchte anderseits schon der Idiot sein, der seine berechtigte Kritik auf das Anschreien eines beliebigen Apparatschikgesichts herunterdimmen lassen hat?

Immer dieser grundlose Haß auf Goldstein.

Wenn man so in sich geht – gab es denn 2020 sonderlich viel mehr als das Coronavirus, die Ikonisierung eines schwarzen Gewohnheitsverbrechers in den USA und die Abwahl des ach so furchtbar bösen orangefarbenen Manns im Weißen Haus? Was sollte denn auch schon Großes passieren, wenn ein Gutteil der Weltbevölkerung einen Gutteil des Jahres über zu Hause arretiert bleibt?

Nun, ich bleibe dabei: Lange nicht mehr hat etwas so sehr wie COVID an all den scheinbaren Selbstverständlichkeiten gerüttelt, in denen wir es uns so bequem eingerichtet haben. Es steht zumindest zu hoffen, daß dabei einige lange ungenutzte Denkpotentiale freigesetzt worden sind – nötig wär’s. Beispielhaft seien hier die Kollegen von konflikt zitiert:

Bisher gibt es von rechter Seite wenige gut geschriebene Beiträge zu Themen der Zukunft; noch immer überwiegt waldgängerischer Kulturpessimus und ein Festhalten an den Überbleibseln der bestehenden Institutionen. Doch dies ist nichts Neues, nicht revolutionär, sondern Stagnation. Denn eine Einhegung, eine Verlamsamung verlängert letztlich nur die Lebensdauer dieses Systems.

o.A.: »Tenet – Ein Aufruf zum neuen Denken«, konfliktmag.com vom 16. September 2020.

2020: Arbeit gestern wie heute

Ich habe 2020 versucht, meinen Teil dazu beizutragen.

  • Meine bereits letztes Jahr um diese Zeit angekündigte fertige Übersetzung von A More Complete Beast blieb wegen irgendwelcher ominösen und scheinbar unglaublich wichtigen »exorbitant aufwendigen, aber unbezahlten partei-zuarbeiten« lange liegen. Nachdem ich dann noch die Verschlimmbesserungen durch das verlagsseitige “Lektorat” beseitigt und ein die Donovan-Trilogie verklammerndes Nachwort verfaßt hatte, konnte das Buch als Ein ganzerer Mann endlich erscheinen. Von dem Titel distanziere ich mich ausdrücklich – die Begründung dafür lautete: »Ich will in meinem Verlag kein Buch haben, das mit der “Bestie” im Titel spielt.« Aber dann aus allen Wolken fallen, wenn sich ein – berechtigter – Eklat wie mit Camille Paglia ereignet…
  • In der Folge gab es viel zu tun, gerade im Hinblick auf die Recherche ganz entlegener Texte, um für Yoram Hazonys The Virtue of Nationalism eine mustergültige Übersetzung hinzulegen. Polarisierte Zeiten, sensibles Thema, maximale Sorgfalt – und bislang erwartbare Besprechungen für Nationalismus als Tugend, soweit ich den Überblick habe. Natürlich gab es zahlreiche Fragen, weshalb gerade ich gerade das übersetzt habe. Dafür kann ich einstweilen auf die neue Ausgabe der Burschenschaftlichen Blätter verweisen, worin ich freundlicherweise die Debatte um 1815 vs. 2021 anstoßen durfte.
  • Da meine Übersetzung des neuen Vorworts zur durchkorrigierten neuen Auflage von Kampfkraft nur einen kleinen Beitrag darstellt, verweise ich hier nochmal auf 2020 als Podcast-Jahr! Noch im Frühjahr habe ich in Freilich den (rechten) politischen Podcast populär gemacht – mittlerweile haben mich fast alle interessanten Formate auf der Rechten eingeladen, von den “Rechtsauslegern” über “Die Schwarze Fahne” und die “Lagebesprechung” bis hin zu “konflikt“. Fehlt tatsächlich nur noch der “Neu-Schwabenfunk” – mehr relevante Formate gibt es ja leider (noch) nicht.

Wer mag, sollte damit erst einmal genug nachzulesen und -zuhören haben. Meinen Primer zum Akzelerationismus sollte man in allernächster Zeit ohnehin online lesen können, damit besteht kein Grund zu aggressiver Werbung. Lesenswert ist dennoch auch dieser, gerade um auf Zack zu bleiben und zu merken, wann ein E-Promi der “Szene” mal wieder Fachkenntnis vorspiegelt. Auch diese Gestalten sind, um bei den konflikt-Formulierungen zu bleiben, »bestehende Institutionen«, die wir endlich stürzen (lassen) müssen.

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